GiNN-BerlinKontor.—Aufständische der radikal-islamischen Taliban haben im Einsatzgebiet der deutschen Bundeswehr im Norden Afghanistans eine afghanische Polizeistation angegriffen und 6 Polizisten enthauptet. Die NATO-geführte Internationale Schutztruppe Afghanistan ISAF teilte mit, zuvor hätten die Taliban eine Schule, ein Krankenhaus und den Amtssitz der örtliche Verwaltung attackiert. Sieben Angreifer sollen getötet worden sein. Die Kämpfe eskalierten einen Tag nach der internationalen Afghanistan-Konferenz in Kabul.
Die Provinz Baghlan, wo die Taliban den Polizisten die Köpfe abschlugen, galt bisher als “nicht so sehr talibangefährdet”. Während der Konferenz in Kabul sollen nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes mehrere Attentatsversuche aufgedeckt und verhindert worden sein.
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor FREIHERR ZU GUTTENBERG und der deutsche NATO-General Egon RAMMS haben sich gegen ein Abzugsdatum für deutsche Bundeswehr-Truppen aus Afghanistan ausgesprochen. Jetzt schon Abzugsteremine zu setzen, wäre “verheerend und dumm“, sagte zu Guttenberg der Neuen Osnabrücker Zeitung. Das Ziel sei es, „ein Mindestmaß an Stabilität“ herzustellen. Erst wenn das erreicht sei, können man mit einem Abzug beginnen. Für einen Truppenrückzug müssten „sehr klare und sehr harte Benchmarks“ erfüllt sein. „Ohne solche Bedingungen kanns nicht laufen, ein Abzug darf kein Selbstzweck sein, sondern er muss an das klare Erreichen von Zielen geknüpft sein“, sagte der Minister. Guttenberg selbstkritisch in der NOZ: „Alle Politiker – mich eingeschlossen – haben teilweise Bilder gezeichnet und Ziele formuliert, die sich inzwischen als Illusion erwiesen haben.“
In DIE WELT sagte der deutsche General RAMMS, Kommandeur des Allied Joint Force Command in Brunssum: “Ich halte das Reden über Abzugsdaten für gefährlich. Wir liefern den Aufständischen damit Informationen, wie es um den psychischen Zustand in unserer Bevölkerung bestellt ist.“
General Ramms warnte vor einer falschen Darstellung der Lage in Afghanistan: „Das Bild, das in der Öffentlichkeit herrscht, unterscheidet sich deutlich von unserem eigenen.“ Zum Umgang in Deutschland mit dem Einsatz der Bundeswehr sagte er: „Die deutschen Soldaten im Norden Afghanistans tun dort einen schwierigen Dienst. Das wird aber öffentlich immer nur dann anerkannt, wenn es Gefallene und Verwundete gegeben hat.“