GiNN-BerlinKontor.—SPD-Chef Sigmar GABRIEL hat sich im Hamburger Abendblatt Online für die Beibehaltung der Wehrpflicht ausgesprochen. Er warnte vor einer Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee. Die Verkürzung der Wehrpflicht auf nur noch 6 Monate durch die CDU/CSU/FDP-Regierung mache eine „seriöse Ausbildung” in dieser Zeit kaum noch möglich, kritisierte Gabriel.
Gabriel war 1979 zum Wehrdienst einberufen worden und verflichtete sich nach Ablauf der damals 15-monatigen Wehrpflicht sogar zu weiteren zwei Jahren als Zeitsoldat. Die Bundeswehr – so Gabriel “ehrlich gesagt” – sei auch eine Möglichkeit vgewesen, Geld zu verdienen. Er schied als “anständiger Obergefreiter” aus.
Gabriel will die Zeit bei der Bundeswehr nicht missen, so der heutige SPD-Chef. “Zu lernen, wie man mit sieben Mann auf der Bude klarkommt…Manche sagen, eine Ausbildung im Umgang mit schwer Erziehbaren sei in der Politik ganz allgemein wichtiger”.
Die Bundeswehr sei eine demokratische Armee geworden, weil sie ihren Offiziers- und Unteroffiziersnachwuchs “aus der Breite der Gesellschaft gewonnen hat”, betonte der SPD-Politiker. Richtig sei jedoch, “dass wir die freiwilligen Elemente bei der Bundeswehr stärken müssen, weil die Bundeswehr hierdurch die qualifizierten Nachwuchskräfte bekommen wird, die sie benötigt.” Die Bundeswehr sei eine “echte Erfolgsgeschichte.”
Sozialdemokrat Gabriel unterstrich, er sei nie Pazifist gewesen. “Ich achte Pazifisten sehr, aber ich glaube, dass es Situationen gibt, in denen man Verbrecher, Aggressoren oder Terroristen auch mit Waffengewalt daran hindern muss, andere Menschen zu verfolgen, zu unterdrücken oder umzubringen. Gerade die deutsche Geschichte ist dafür ein Beispiel”, sagte Gabriel dem Hamburger Abendblatt.
Im SPIEGEL wandte sich Gabriel gegen eine verfrühte Debatte über den Kanzlerkandidaten seiner Partei. Bisher gilt der Ex-Außenminister und jetzige Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter STEINMEIER immer noch als Kanzlerkandidat Nummer 1 der Sozialdemokraten für die nächste Bundestagswahl 2013. Gabriel: “Eine Partei, die ein Dreivierteljahr nach einer herben Niederlage anfängt, über einen Kanzlerkandidaten zu spekulieren, die hätte sie nicht alle beisammen.” Er habe noch nie viel davon gehalten – so Gabriel – dass der SPD-Vorsitzende das erste Zugriffsrecht auf eine Kanzlerkandidatur haben soll. Es geht darum, den zur Wahl zu stellen, der 2013 die besten Chancen hat.”