bti-o/ Berlin/New York.- Zum ersten Mal seit Gründung der NATO (North Atlantic Treaty Organization) wurde gemäß Artikel 5 des Washingtoner Vertrages von 1949 der “Verteidigungsfall” festgestellt. Das bedeutet: alle 19 Mitgliedstaaten der Allianz betrachten den grauenvollen Massenmord , begangen am 11. September 2001 von Terroristen an amerikanischen Bürgern, für einen Angriff auf das gesamte atlantische Bündnis. Die NATO, die den kalten Krieg gegen den Weltkommunismus gewonnen hat, steht also solidarisch und fest geschlossen an der Seite Amerikas – vorausgesetzt, die amerikanische Regierung kann beweisen, dass der Terror-Angriff von einem Nicht-NATO-Land erfolgte.
Europa steht – wie alle zivilisierten Staaten der Welt – unter Schock. Angst breitet sich aus, die unheilvollen Ereignisse von New York und Washington D.C. könnten den Dritten Weltkrieg auslösen.-
Und dennoch: in Berlin – wie in anderen Städten Europas – finden eindrucksvolle Solidaritätskundgebungen statt. Tausende von Berliner tragen sich in die Kondolenzbücher der US-amerikanischen Botschaft ein. Berge von Blumen werden vor den US- Kasernen und Amerikahäusern niedergelegt. Die Kirchen von Berlin halten seit den Angriffen der Terroristen spontane Gottesdienste ab. Die Menschen auf den Straßen bilden Lichterketten – und es wird öffentlich gebetet. Selbst Abgeordnete der atheistischen, postkommunistischen Partei PDS besuchen die ökumenischen Gottesdienste. Die Freiheitsglocke von Berlin läutet bis in die tiefe Nacht hinein. Die Fahnen wehen auf Halbmast und in Schweigeminuten gedenken die Deutschen der Toten in den USA. Die Deutschen wissen sehr wohl, dass ihr frei gewähltes Parlament nicht im ehemaligen Reichstag im wiedervereinigten Berlin tagen könnte, wenn die Amerikaner nicht – gemeinsam mit den westlichen Alliierten – Berlin gegen den Kommunismus verteidigt hätten.
Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, der zur Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin weilte, als der Angriff in Amerika stattfand, kann – gemeinsam mit 25 000 Amerikanern – die derzeit Berlin besuchen, Deutschland auf dem Luftwege vorerst nicht verlassen. Der Flugverkehr wurde eingestellt.
Kein Zweifel: mit dem Anschlag auf das World Trade Center (WTC) in New York, wurde das Finanzherzstück der Welt getroffen. Dies ist den Europäern sehr wohl bewußt. Die bange Frage , ob es Krieg geben wird, geht somit einher mit der Sorge um die Weltwirtschaft.
Sicher ist: das Verbrauchervertrauen – immerhin schaffen die Verbraucher 2/3 des Sozialproduktes ! -ist schwer erschüttert.
Die Banken werden noch zögerlicher bei Krediten sein. Panikabhebungen stehen an. Selbst zugesagte Kredite für Inverstitionen werden wackeln.
Die Aktien werden für eine Zeitlang sicherlich “unpopulär”- denn: bei Katastrophen dieses Ausmasses gibt es besonders starke Rückgänge z.B. bei Aktien der Luftfahrtgesellschaften, des Tourismus und vor allem bei den Versicherungen. Allein die deutsche Münchener Rückversicherung rechnet mit einer Schadenshöhe von ca. 2 Milliarden DM !
Der Ölpreis wird rasant in die Höhe gehen, falls es zu militärischen Reaktionen der USA gegen arabische Staaten kommt.
Das islamische Malaysia hat bereits die moslemischen Bruderregierungen aufgerufen, den Wert ihrer Währung durch entsprechende Goldreserven abzusichern und Goldmünzen auszugeben.
Der oft geprüfte amerikanische Optimismus jedoch – so hofft Europa – at bisher immer wieder schnell einen Ausweg und Wiederaufstieg geschafft. Man hat den amerikanischen Adler weinen gesehen, aber Europa weiß auch: Amerika wird wieder aufsteigen “to mountains height”.
Das World Trade Center war das Symbol des unbehinderten Welthandels. Man stelle sich vor, Terroristen hätten die Tempel und Synagogen in Jerusalem zerstört , die Moschee in Mekka – oder den Sankt Petersdom von Rom.
Das WTC muß so schnell wie möglich wieder errichtet werden !
Die Welt aber wird nie mehr so aussehen wie gestern.